Błażej Stolarski war Politiker, Aktivist der Polnischen Volkspartei „Wyzwolenie" (zu deutsch: Befreiung), Philanthrop, langjähriges Parlamentsmitglied, Sozialaktivist und stellvertretender Marschall des Senats der Republik Polen und Minister.
Auf dem Generalkongress der Polnischen Volkspartei im Februar 1917, an dem auch Jozef Piłsudski teilnahm, wurde Stolarski Mitglied des Hauptvorstandes. Drei Monate später übernahm er die Funktion des Präsidenten der Polnischen Volkspartei bis 1922.
In den Jahren 1923 – 1925 war er Vizepräsident der Polnischen Volkspartei. Nach der letzten Sitzung des Senats der 2. Republik Polen, die am zweiten Kriegstag 1939 stattfand, kehrte Stolarski in sein Heimatdorf zurück.
Bald darauf, am 10. September 1939, wurde er auf seinem Bauernhof in Sługocice in der Gemeinde Będków von den Deutschen verhaftet, dann zu einem Feldflughafen in Popielawy transportiert und mit dem Flugzeug an einen unbekannten Bestimmungsort gebracht.
Bis vor Kurzem war sein weiteres Schicksal unbekannt. "Man wusste nicht unter welchen Umständen Stolarski ums Leben kam", stellte Dr. Paweł Perzyna vom Institut für Nationales Gedenken/IPN in Łódź fest, der eine Biografie über Stolarski geschrieben hat.
Für Dr. Perzyna war es sehr wichtig, etwas mehr von der Grabstätte des Senators zu erfahren. Er hatte Frau Gutte in der Senatsverwaltung 2018 angeschrieben und um nähere Aufklärung gebeten. Frau Gutte hatte nicht lange überlegt und diese Bitte an uns weitergeleitet.
Wir hatten nun die Aufgabe übernommen, das Schicksal von Herrn Stolarski nach seiner Verhaftung durch die Gestapo zu erforschen. Dabei haben wir zwei Umstände aufklären können: die amtliche Todesursache und den Fundort der Leiche. Auf Grund der Eintragungen in den Leichenbüchern des Instituts für Rechtsmedizin in Berlin wissen wir, dass Błażej Stolarski durch einen Kopfschuss getötet und sein Leichnam bei Groß Köris gefunden wurde. Er starb am 21. Oktober 1939. Die Sterbeurkunde wurde vom Standesamt in Groß Köris bei Berlin auf den Namen Blasius Stolarski, Kreisarchiv Luckau, Signatur S 10 (21/1939) ausgestellt. In dieser Sterbeurkunde wird der Fundort der Leiche näher beschrieben, nämlich „in Groß Köris auf der Reichsautobahn“.
Leider existiert kein polizeiliches Protokoll über den Fundort. Somit wissen wir auch nicht, ob seine Leiche an der Autobahn oder auf der Autobahn nach Berlin oder von Berlin gefunden wurde. Wir wissen also definitiv nur etwas über die Todesursache und den ungefähren Todesort. Die Indizien deuten darauf hin, dass seine Aussagen gegenüber der Gestapo so endgültig waren, dass er für eine Kollaboration mit den Nazis nicht in Frage kam und deshalb getötet wurde. Im Aktenvermerk des Reichssicherheitshauptamtes, Bundesarchiv Berlin, Signatur R 58/1082 steht folgendes:
„Der Senator Blasius Stolarski, der in verschiedenen Verhören zum Ausdruck gebracht hat, dass er mit Sicherheit mit der Wiederaufrichtung des unabhängigen Polens rechnet, wurde am 15.09.1939 nach Oppeln gebracht und dort der Staatspolizeistelle übergeben. Es ist beabsichtigt, Stolarski in dem zu bildenden Sammelkonzentrationslager der polnischen Intelligenz unterzubringen.“ Diese Ergebnisse hatte Herr Dr. Perzyna in einem schriftlichen Bericht von uns erhalten.
Auf Einladung des Instituts für Nationales Gedenken in Łódź nahmen wir am 22. September 2019 an der Zeremonie der Enthüllung der Gedenktafel zum 80. Todestag von Błażej Stolarski vor dem Gemeindebüro in Będków, dem Wohnort von Stolarski teil.
Im Rahmen dieser Zeremonie wurde Błażej Stolarski posthum das Kommandeurskreuz des Ordens Polonia Restituta verliehen. Diese Auszeichnung wurde dem ältesten Enkel von Stolarski überreicht. Da es uns gelang, eine Kopie von Stolarskis Sterbeurkunde zu bekommen, haben wir die Sterbeurkunde seinem Enkel offiziell überreicht.
Wir benötigen Ihre Zustimmung zum Laden der Übersetzungen
Wir nutzen einen Drittanbieter-Service, um den Inhalt der Website zu übersetzen, der möglicherweise Daten über Ihre Aktivitäten sammelt. Bitte überprüfen Sie die Details in der Datenschutzerklärung und akzeptieren Sie den Dienst, um die Übersetzungen zu sehen.