"Erinnerung entsteht gemeinsam, zwischen Menschen, die heute leben."

struber_gruber

27
JAN
2020

Damals ein namenloses Urnensammelgrab – heute ein Erinnerungsort auf dem Friedhof Altglienicke

Bis zum Jahre 2020 machte dieses Grabfeld eher einen ungepflegten Eindruck, ein Platz für die Ablage vieler verwelkten Blumen und Kränzen. Im Herbst bedeckte das Grabfeld eine dicke Schicht von gefallenen, gelben Blättern. Mitten im Grabfeld stand ein unscheinbarer Gedenkstein aus den 1950er Jahren, mit der Inschrift: „Den 1284 ermordeten Antifaschisten, deren Asche hier bestattet ist“. 

Für uns war es sehr wichtig, alles daran zu setzen, damit diese namenlose Grabanlage in einen würdigeren Zustand versetzt wird. Nicht nur des Äußeren wegen, sondern weil die darin bestatteten Toten, Opfer eines unmenschlichen Systems und unvorstellbarer Grausamkeit wurden. Hinzu kam noch, dass der Gedenkstein von 1284 „Antifaschisten“ in einem unvollständigen Satzgebilde sprach, ohne dem Besucher dieser Grabanlage auch nur einen Totennamen preiszugeben. Daher war es für uns noch wichtiger, die Identität und Würde der in diesem Urnensammelgrab anonym bestatteten Opfer wieder herzustellen. 

In den Jahren 1940-1945 wurden in dieser Sammelbegräbnisstätte Urnen mit der Asche von 1.370 Opfern der NS-Gewalt beigesetzt. Aus den Eintragungen in den Friedhofsregistern geht hervor, dass hier über 1100 Urnen mit der Asche von Häftlingen aus den Konzentrationslagern Sachenhausen, Buchenwald und Dachau, von Menschen verschiedener Nationalitäten, über 150 Urnen der Opfer der NS-Euthanasie, der sogenannten T4-Aktion und 80 Urnen unbekannter Hinrichtungsopfer der Justizvollzugsanstalt Plötzensee beigesetzt wurden Eine Aufteilung nach Staatsangehörigkeiten ergibt folgendes Bild: über 700 Tote aus Deutschland, über 400 Tote aus Polen und über 200 Tote anderer Staatsangehörigkeiten.

Am 21. März 2019 hatte die Jury im Berliner Senat den 1. Preis des Altglienicker Wettbewerbs an die Arbeitsgemeinschaft „struber_gruber“ aus Wien, Österreich vergeben.

Erinnerung entsteht gemeinsam, zwischen Menschen, die heute leben“, das war die zentrale Botschaft der künftigen Erinnerungswand des Wiener Arbeitsgemeinschaft.

Hier wurde die Einbeziehung von heute lebenden Menschen in den Gestaltungsprozess angestrebt. Auf einer Pressekonferenz im Köpenicker Rathaus wurde die Öffentlichkeit über das Projekt der Neugestaltung informiert und für den Kerngedanken, eben jener persönlichen Namensschreibung, geworben. Die Beteiligung der Bevölkerung zu dieser Namensschreibung am 27. Januar 2020 war überwältigend. Allein etwa 900 Menschen Jung und Alt, aus Nah und Fern, erschienen an diesem Tag, um mit der Namensschreibung ihre Solidarität mit den damaligen NS-Opfern zu bekunden. 

Die Einweihung des neugestalteten Lern- und Gedenkortes fand am 27. September 2021 in einem interreligiösen Ritus statt. Die handschriftlich geschriebenen Namen der 1370 Opfer stehen seitdem auf der „Grünen Erinnerungswand“ dieses Gedenkortes. 

Es ist uns gelungen junge Menschen für die praktische Gedenkarbeit zu gewinnen, denn seit dieser Zeit treffen sich Schülerinnen und Schüler der „DIE AG“ des Archenholdgymnasiums zwei Mal im Jahr in ihrer Freizeit, um die grüne Erinnerungswand auf dem Friedhof zu reinigen. So erfährt jedes Jahr aufs Neue eine Schulgeneration bei praktischer Arbeit, „Geschichte vor Ort“.

Sie sind herzlich zur Teilnahme eingeladen. Jedes Jahr, am 27. Januar um 17 Uhr, beginnt auf dem Städtischen Friedhof in Altglienicke, 12524 Berlin, Schönefelder Chaussee 100 diese kirchliche Gedenkfeier. Jeder ist willkommen, der dieser NS-Opfer gedenken möchte. Der Friedhof ist ganzjährig am Tage geöffnet.

27.01.
2025

Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus

Am Tag des Gedenkens an die Opfer der NS-Gewaltherrschaft, und zum 80. Jahrestag der Befreiung des deutschen Vernichtungslagers Auschwitz, hat die Katholische Gemeinde St. Josef in Berlin-Köpenick eine bewegende Gedenkveranstaltung an der Erinnerungswand des Gedenkortes Altglienicke am 27. Januar 2025 organisiert. Die Initiative dieses, seit 2022 stattfindenden christlichen Gedenkens, verdanken wir dem leitenden Pfarrer dieser Gemeinde, Mathias Laminski.                                                                                                         

27
JAN
2024

Gemeinsames Gedenken

Am 27. Januar 2024, am Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus fand zum dritten Mal am Erinnerungsort auf dem städtischen Friedhof Altglienicke eine Gedenkstunde statt. Es war ein sehr bewegendes gemeinsames Gedenken. In diesem Jahr war das etwas mehr – nicht nur eine Gedenkandacht mit den Gemeindemitgliedern...

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